Exoskelette in der Logistik

Sie und Ihre Kolleg*innen heben jeden Tag mehrere Tonnen Gewicht oder müssen in körperlich belastenden Positionen arbeiten? Dann könnten Exoskelette helfen. Falls Sie jetzt an futuristisch surrende Ganzköper-Roboteranzüge aus kugelsicherem Stahl denken: Keine Panik! Es geht auch eine Nummer kleiner.

Sind Exoskelette sinnvoll?

Überlegungen, körperlich beanspruchte Mitarbeitende mit Exoskeletten auszustatten, sind durchaus sinnvoll, wenn man damit Krankenstände reduzieren, das Wohlbefinden steigern und die Arbeitsmotivation anheben kann – gerade bei älteren Team-Mitgliedern. Erste Erfahrungen mit einer solchen Unterstützung körperlicher Leistungen zeigen, dass der Einsatz von Exoskeletten dabei nicht primär auf Effizienz- und Produktivitätssteigerungen abzielen darf, sondern immer auch nachhaltig gesundheitsfördernd wirken sollte. Außerdem muss von vornherein klar sein, dass der Mensch uneingeschränkt die Kontrolle behalten muss. Ganz gleich, ob es sich um ein passives, aktives oder Hybrid-System handelt: Der Mensch steuert mit seiner Motorik die Bewegungen, das Exoskelett unterstützt ihn dabei nur.

In folgenden Anwendungsbereichen kommen Exoskelette bereits zum Einsatz:

  1. Medizin: kommerzieller Einsatz in der Rehabilitation und als Gehhilfen
  2. Militär: weltweite intensive Forschung an „aktiven“ taktischen Anzügen
  3. Logistik und Produktion: erste kommerzielle Nutzung

Was sind Exoskelette überhaupt?

Exoskelette sind mechanische Gestelle, die den menschlichen Körper bei bestimmten Bewegungen unterstützen oder entlasten sollen. Dabei muss zwischen passiven, aktiven und hybriden Ausführungen unterschieden werden.

Aktive Exoskelette verstärken Körperbewegungen mittels Hydraulik oder Elektromotoren. Den Effekt kennen Sie von der Servolenkung im Auto oder von der Leichtigkeit des Radfahrens auf einem Pedelec. Zwar wiegen aktive Systeme deutlich mehr als ihre passiven Pendants und haben eine auf die Akkukapazität beschränkte Einsatzdauer, sind dafür aber in der Lage, mehrere Körperregionen gleichzeitig zu unterstützen. Aktuelle Systeme bieten Einsatzzeiten von bis zu acht Stunden und Akkus, die sich im Handumdrehen austauschen lassen.

Passive Exoskelette setzen zur Körper-Entlastung auf Federsysteme, Sprungfedern oder Schienen, die keine Energieversorgung benötigen. Das spart Gewicht, weil Motoren und Batterien entfallen, schränkt aber auch die Möglichkeiten ein: Passive Systeme sind in der Regel nur für die Entlastung einer bestimmten Körperregion ausgelegt. Dort leisten sie aber Beeindruckendes: Bei der Hebe-Funktion können sie mit bis zu 25 kg unterstützen – ein 40-Kilo-Paket wiegt für den Nutzer eines passiven Exoskeletts dann nur noch 15 kg, zu denen fairerweise rund 4 kg Eigengewicht des Exoskeletts addiert werden müssen. Es bleibt immer noch eine Entlastung von 20 kg, die sich über den Tag hinweg deutlich bemerkbar machen kann.

Hybride Exoskelette verbindend das Beste aus beiden Welten, um bei niedrigem Gewicht und Energieverbrauch hohe Unterstützungsleistungen zu erbringen. 

Wie funktioniert ein passives Exoskelett?

Exoskelett von German Bionic, im Einsatz beispielsweise bei DB Schenker
Bild: © Lukassek – shutterstock.com

Gerade in Produktion und Logistik müssen Mitarbeitende oft über einen längeren Zeitraum in vorgebeugter Haltung arbeiten, Pakete auspacken oder schweres Material vom Boden hochheben. Das belastet die Wirbelsäule vom Lendenwirbelbereich bis zu den Schultern und kann schnell zu dauerhaften Gesundheitsschäden führen. Aus diesem Grund setzen einzelne Standorte von IKEA, DB Schenker und BMW sowie Bereiche der Flughäfen in Frankfurt und Stuttgart bereits auf kleine Exoskelette, die wie ein Rucksack getragen werden und auf ganz ähnliche Weise Lasten an den Schultern aufnehmen und über ihre Stützstruktur an die Oberschenkel weiterleiten. Das entlastet beim Heben den Rücken und bei gebeugter Haltung zusätzlich den Lumbalbereich.

Die Nachteile

Nicht jeder Mitarbeitende ist uneingeschränkt glücklich mit der Funktion seines Exoskeletts. Manche klagen über das Eigengewicht der Systeme, über Einschränkungen in der Beweglichkeit, über Schweiß und Hautreizungen an den Kontaktstellen. Aus diesem Grund kommt es immer wieder vor, dass Unternehmen Exoskelette für ihre Mitarbeitenden nach einem Feldtest doch nicht einführen.

Die Vorteile

Allerdings stehen den Nachteilen handfeste Benefits gegenüber, die von gesteigerter Produktivität über eine Reduktion von Arbeitsunfällen und Krankheitstagen bis hin zu geringeren Fehlerquoten durch erhöhte Konzentration bei der Tätigkeit reichen. Vor allem ersparen passive Hebehilfen vielen Arbeitenden chronische Gliederschmerzen, Rücken- und Nackenbeschwerden. Gesteigerte Produktivität, höhere Arbeitsqualität, verbesserte Gesundheit: Diese handfesten Vorteile werden in jeder Kosten-Nutzen-Rechnung die investierte Summe rechnerisch legitimieren.

Neugierig?

In Deutschland bieten zwei Pioniere TÜV-geprüfte Exoskelette für den Einsatz in Industrie und Logistik an. Je nach Bedarf können sie gekauft oder geleast werden. Wenn Ihnen die Gesundheit Ihres Teams und die Produktivität Ihres Betriebs am Herzen liegen: Sprechen Sie Ihre Mitarbeitenden doch mal auf die körperliche Belastung an, und fragen Sie einen Arbeitsmediziner nach seiner Meinung. Wenn Sie dann den Einsatz von Exoskeletten ernsthafter erwägen, vereinbaren Sie mit den Anbietern einen einmonatigen Test. Anschließend sind Sie schlauer – und halten womöglich den Schlüssel zu einem signifikanten Optimierungs-Schub in der Hand.

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